Radreise #01 – Nachwuchs

Posted on: 31. August 2020, by :

2 Tages Tour – mit 9 Jahren rund 160km von St. Pölten zum Neusiedlersee

Mitte August nehmen wir, Johannes und Michael Haydn, uns vor innerhalb von 2 Tagen eine Radreise zum Neusiedlersee zu machen. Mit einem Besuch bei guten Freunden verbunden, ist unser Ziel Purbach.

Nach der Planung täglich rund 75km zurückzulegen setzen wir uns am 16. August in Bewegung. In 3 Etappen wollen wir unser erstes Tagesziel in Klosterneuburg erreichen. Ich packe das Lastenrad mit allen nötigen Dingen von Zelt bis Zahnbürsten und Johannes checkt nochmal die Schuhplatten an den Radschuhen und die Bremsen seines Rennrades.

Dann geht es am Traisental-Radweg Richtung Donaumündung. Wir starten am späten Vormittag, da wir am Vorabend bei einem Geburtstagsfest noch ordentlich abfeierten. Schon auf diesem ersten Abschnitt wird Johannes bewusst, dass es kein Zurück mehr gibt, außer ein Unwetter würde unsere Reise eintrüben. Und so bekommt er die „Härte“ des Radsporttrainings zu spüren. Sitz-, Nacken- und Rückenbelastungen fühlt er zum ersten Mal. Doch die Beine machen wie gewohnt mit und so schaffen wir die ersten 25km in etwas mehr als einer Stunde. Nach der Mittagspause geht es weiter entlang der Donau mit einer Pause in Tulln. Ein Eis hält die Laune hoch und wir machen uns zum letzten Abschnitt nach Klosterneuburg auf. Um 18 Uhr erreichen wir den Campingplatz und Johannes lernt gleich einen Freund kennen, der mit seiner Familie mit dem Rad aus Baden Württemberg kommend als Ziel Wien festgelegt hat. Sie waren in 14 Tagen nun über 500km unterwegs. Ein netter Abend ergibt sich mit unseren neuen Freunden und mit einigen abgewehrten Gelsenstichen legen wir uns ins Zelt.

Am zweiten Tag machen wir uns um 9 Uhr bereit die Reise fortzusetzen. Erstaunlicherweise hat Johannes keine körperlichen Beschwerden, mir tut doch einiges weh, weil das Zusatzgewicht von rund 40kg im Lastenrad ihre Spuren hinterlässt.

Gemeinsam mit den neuen Freunden fahren wir nach Wien, wo sich unsere Wege an der Nordbrücke trennen. Wir wechseln die Uferseite der Donau, weil auf der geplanten Route von Autos stark befahrene Straßen zu erwarten sind. Mit einigen Pausen geht es nach Orth an der Donau, wo wir die Donau mit der Radfähre übersetzen. 

Schon bei der Abfahrt mache ich Johannes klar, dass die schwierigsten Teile unserer Tour am Ende kommen würden und das spüren wir nun. Vom Anlegestrand der Fähre geht es in Haslau gut 500m steil bergauf. Beide mühen wir uns die Räder mit knapp 5km/h am Rollen zu halten. Aber tapfer kämpfen wir uns hoch und Johannes kann sich einen kleinen Sprint zur Bergwertung nicht verkneifen. Chancenlos muss ich ihm die Bergpunkte überlassen, was den Sieg in der Bergwertung unserer „Tour de Pur“ bringt. Nun stehen mental schwere Abschnitte vor uns. Das Ende der Etappe ist mit Bruck an der Leitha festgelegt und wir hoffen auf den rund 10km bis dorthin eine Pause machen zu können. Doch diese Strecke stellt sich als härteste Prüfungen bis lang heraus. Wind, kein Wasser in unserem Flaschen und keine Geschäfte am Weg machen uns etwas mürbe. An der Grenze zum Burgenland laben wir uns noch ein letztes Mal um die vermeintlich schwerste Etappe in Angriff zu nehmen. Es geht über den Leithaberg und weil ich hier nicht ortskundig bin nehme ich das Handy zur Navigation zu Hilfe. Sie führt uns über Schotterwege mit gelben Infotafeln, dass wir uns auf militärischem Sperrgebiet befänden, über den Leithaberg. Wir bleiben der vorgeschlagenen Route treu und machen uns mit den Querfeldein-Fähigkeiten im Gelände an den Berg. Bis auf einige Panzerrillen am Weg stellt sich diese letzte Etappe als weniger große Hürde als befürchtet heraus und wir schaffen auch das mit unseren Steuerkünsten.

Nun geht es bergab und flach bis Purbach. Mit letztlich 158km beeindruckt mich Johannes mit seinem Durchhaltevermögen. Mit 9 Jahren hat er eine tolle Leistung vollbracht.

Michl