UCI Weltmeisterschaft Cyclocross Tabor 2024

Posted on: 4. Februar 2024, by :

Das letzte Woche war für zahlreiche Mitglieder der RadsportUNION das Weihnachtsfest für Cyclocrossfans. Heuer fand nämlich die CX WM im tschechischen Tabor statt, einer Kleinstadt mit 35.000 Einwohner, 80 km südlich von Prag. Der Kurs ist hier kein ungeschriebenes Blatt, denn hier findet jedes Jahr ein Weltcup Rennen statt und heuer nach 2001, 2010, 2015 zum vierten Mal die WM statt. Einige Vereinsmitglieder haben hier auch bereits an Weltcuprennen teilgenommen bzw. standen 2017 bei der Masters EM am Start.

Am Freitag wurde ab 10:00 Uhr bereits der Crosskurs besichtigt und wir konnte bereits den Stars des CX Sports wie Mathieu Van der Poel, Michael Vanthourenhout, Ferm Van Empel, Lucinda Brand und viele anderen zusehen. Der Untergrund war an der Oberfläche matschig und darunter war der Boden gefroren, also alles andere als einfach zu fahren. Die sehr hohen Hürden sind die hier immer sehr schwierig zu überspringen, aufgrund der Tatsache, dass diese nach einer Kurve in einem Anstieg liegen. Her wurden alle Varianten probiert, schlussendlich hat sich aber das Absteigen in allen Rennen flächendeckend durchgesetzt. Auch die Stufen auf diesem Kurs sind doppelt so hoch wie normal und sehen bei den Übertragungen noch harmlos aus. Wenn man allerdings selbst mal mit dem Rad auf den Schultern hochläuft, merkt man diesen dramatischen Unterschied.

Um 12:30 fand dann das einzige Rennen des Tages statt: Team Relay. Hier starten jeweils sechs Athletinnen eines Landes. Drei Männer und drei Frauen aus unterschiedlichen Kategorien (Junior*innen, U23, Elite) fahren jeweils eine Runde, wobei die Reihung frei gewählt werden kann. Neben 9 Ländern konnte Österreich zum ersten Mal eine Mannschaft stellen. Als absoluter Außenseiter wurde es der 10. Platz, wobei Österreich sehr lange sogar am 9. Platz lag. Den Sieg fuhr Frankreich hauchdünn im Zielsprint ein vor Großbritannien, den 3. Platz gewannen die Belgier.

Am Samstag standen zuerst die Frauen Junior am Programm, wo Österreich durch Sophia Knaubert und Nicole Sommer vertreten wurden. Der Kurs war durch den Matsch richtig schwer und die beiden Damen mussten sich leider mangels internationaler Erfahrung mit den beiden letzten Plätzen abfinden. Das Rennen gewann die Französin Célia Gery, gefolgt von Cat Ferguson (GB) und Viktória Chladonová (CZ).

Nächster Programmpunkt war dann die Männer U23 mit 57 Startern aus 21 Nationen, wo Adrian Stieger sein Debüt bei einer WM feierte. Leider konnte er vom Anfang nicht mit dem Tempo mithalten und befand sich sehr rasch am Ende des Feldes und wurde bereits nach der 3. Runde mit dem Australier Fin Kane (7s hinter Adirian) aus dem Feld genommen. Mein persönlicher Favorit, der chilenische Staatsmeister Juan Maya Poblete Chile, gab als absoluter Einzelkämpfer am Ende des Feldes wirklich alles und wurde vom Publikum heroisch angefeuert. Allerdings war trotzdem nach zwei Runden Schluss. Ich hoffe, dass er trotzdem die Stimmung in Tabor genießen konnte. In diesem Rennen gewann Tibor Grosso (NED) souverän das Rennen und hinter ihm gab es dann nach 27 Sekunden ein Fotofinish, wobei Erniel Verstrynge (BEL) mit einem hauchdünnen Vorsprung vor seinem Landsmann Jente Michels (BEL) durchs Ziel fuhr.

Als Höhepunkt des Tages stand die Frauen Elite am Programm. Hier war Österreich mit Nadja Heiglvetreten, die als einzige Österreicherin bisher bei einer WM am Podium stand. 2018 erreichte sie ihm niederländischen Valkenburg-Limburg den 3. Platz. (Video) Damals kämpfte sie lange mit Ceylin Del Carmen Alvarado die am Ende der CX Saison nicht in Top Form war und sich an diesem Tag mit dem 4. Platz genügen musste. Vom Anfang an führte Fem van Empel (NED) und holte sich souverän die Goldmedaille, gefolgt mit sehr deutlichen Abstand von Lucinda Brand (NED) und Puck Pieterse (NED). Nadja konnte aber bei den extrem starken Feld nicht mithalten und fuhr auf Platz 27.

Am Sonntag war es nicht mehr so einfach gute Plätze zu ergattern, aber die Stimmung mit 40.000 Fans war einfach phänomenal. Obwohl es in der Nacht geregnet hatte, konnte der Kurs aufgrund der wärmeren Temperaturen und des Windes leicht auftrocknen und präsentierte sich zwar noch immer mit reichlich Matsch, aber nicht so extrem wie am Vortag.

Gestartet wurde um 11:05 mit den Männern Junioren, wo wir mit Valentin Hofer einen Österreicher am Start hatten, der durchwegs vielversprechend war, aber natürlich noch kaum internationale Erfahrung im CX Bereich hatte. Lucas Kraus ergänzte das Feld aus 74 Startern. Die zwei Topfavoriten Stefano Viezzi (ITA) und Aubin Sparfel (FRA) lieferten sich das erhoffte Duell auf Messers Schneide, das der Italiener nach einem Platten des Franzosen für sich entscheiden konnte. Der Niederländer Keije Solen (NED) holte sich Silber vor Krystof Bazant (CZE). Pechvogel Sparfel wurde Vierter, wobei er am Freitag mehr Glück hatte, wo er sich im Sprintduell mit den britischen Elite-Fahrer Cameron Mason Gold im Team Relay sichern konnte.
Valentin Hofer konnte nach einem durchwachsenen Start sich trotz Stürze wieder eindrucksvoll nach vorne kämpfen und landete auf den 24. Platz. Lucas Kraus wurde in der vorletzten Runde aus dem Rennen genommen und landete auf den 66. Platz.

Der vorletzte Programmpunkt des CX Wochenende waren dann die Frauen U23, wo Nora Fischer als österreichische Teilnehmerin neben 30 Teilnehmerinnen aus 13 Nationen am Start stand. Topfavoritin Zoe Backstedt (GBR) holte sich den ersten Titel und die zweite Medaille bei der CX-WM. Die 19-Jährige fuhr der Konkurrenz in der Auftaktrunde auf und davon. Sie verwies die Kristyna Zemanova (CZE) mit 44 Sekunden Rückstand auf den Silberrang. Der 3. Platz ging an die Leonie Bentveld (NED). Nora Fischer war vom Start vorletzte vor der Australierin Sophie Sutton und musste aufgrund der 20% Zeitregel das Rennen in der vorletzten Runde beenden.

Der Höhepunkt des heutigen Tages war dann eindeutig das Rennen der Herren Elite. Bereits eine Stunde vor dem Start musste man sich einen Platz auf der 150 m langen Startgeraden sichern, um in der 1. Reihe optimale Sicht zuhaben. Die Stimmung war gewaltig und 15 Minuten vor dem Rennen wurden die Athleten beim Aufwärme im Startbereich abgeklatscht. Der Favorit Mathieu van der Poel erschien erst kurz vor dem Startaufruf, wo jeder einzelne Fahrer aufgerufen und mit tosendem Applaus, Pfeifen, Hupen, Glocken und Trommelwirbel gefeiert wurde. Österreich war mit Philip Hegel im 49 Startern umfassenden Feld vertreten. Van der Poel erwischte den besten Start und ging als erster ins Gelände. Der Niederländer setzte sich in Tabor in der Auftaktrunde rasch von der Konkurrenz ab und fuhr nach nur 58:14 Minuten 37 Sekunden vor seinem Landsmann Joris Nieuwenhuis (NED) über den Zielstrich und holte sich zum sechsten Mal das Regenbogentrikot zum Querfeldein-Weltmeister. Bronze ging an Michael Vanthourenhout (BEL), der das Rennen vor dem Niederländer Pim Ronhaar und dem Belgier Eli Iserbyt beendete. Mein persönlicher Favorit, der Spanier Philipe Orts fuhr ein souveränes Rennen, konnte aber bei den brutalen Antritten nicht mithalten und landete schlussendlich am 10. Platz. Philip Heigl wurde als 45. gewertet.

Der 3-fache Weltmeister Zdenek Stybar (CZE) holte sich 2010 hier in Tabor seinen 2. WM-Titel und bestritt an diesem Tag hier sein letztes Rennen seiner Karriere. Der 38-jährige wurde während des gesamten Rennens frenetisch bejubelt und wurde nach der Siegerehrung nochmals vom Publikum bei einer separaten Abschiedsfeier vom Publikum gefeiert.

» Ergebnisse

» Team Relay
» Männer Elite
» Frauen Elite
» Männer U23
» Frauen U23
» Männer Junior
» Frauen Junior